Quallenwissen

10 Dinge, die Sie über Quallen wissen sollten

In allen Weltmeeren heimisch machen Quallen neugierig und faszinieren, aber Vorsicht, wer sie berührt, wird gestochen.

méduse dorée à nausicaa

Faszinierend, glibberig, gefährlich, elegant... Quallen kann man ganz unterschiedlich sehen. Aber kennen wir sie wirklich?

Quallen gehören zum Plankton

Die Qualle schwimmt und treibt im Meer, sie kann aber gegen Meeresströmungen und den Wind nicht ankämpfen. Durch diese Eigenschaft gehört sie in die Kategorie des Zooplankton, ein Wort aus dem Griechischen: Planktos bedeutet wandernd, instabil.

Das erklärt beispielsweise die Zunahme der Leuchtquallen Pelagia noctiluca an den Küsten des Mittelmeers. Diese massive Zunahme von Quallen steht mit Wetterlagen und Wind aus südöstlichen Richtungen in Verbindung, die die Tiere auf die Küste zutreiben, da sie dem Wind nichts entgegenzusetzen haben.

Eine Qualle ist Wasser

Dieses wirbellose Tier besteht zu 98 % aus Wasser! Das verleiht ihm sein gallertartiges Aussehen und sorgt für gute Schwimmeigenschaften. 

Sein schirmförmiger Körper ist daher weich. Um sich fortzubewegen, schließt es den Schirm, der das Wasser verdrängt und das Lebewesen vorwärts treibt.

Die Qualle ist für die Biotech-Branche von großem Interesse! Denn die Qualle besteht auch zu einem Prozent aus dem Protein Kollagen, ähnlich dem, das beim Menschen vorkommt. Kollagen, das aus Quallen der Art Rhizostoma pulmo gewonnen wird, wird zur Bildung einer künstlichen Haut erforscht, die insbesondere bei schweren Verbrennungen, aber auch für kosmetische Produkte interessant ist. 

Mit der Koralle verwandt

Alle Quallen sind nesselnd, einige besitzen sogar ein tödliches Gift wie die australische Würfelqualle Chironex fleckeri, auch Seewespe genannt.

Nesselzellen besitzen auch die Verwandten von Quallen, wie Korallen und Seeanemonen. Alle werden als Nesseltiere klassifiziert (Cnidaria, vom griechischen Wort für Brennnessel knidè). Es gibt über 9.000 Nesseltierarten, darunter 1.500 Quallenarten.

Wer sie berührt, wird gestochen

Die Qualle sieht empfindlich und zart aus, aber sie besitzt eine Geheimwaffe: ihre Nesselzellen, die sie zu einem gefürchteten Räuber machen. Diese Nesselzellen sitzen zu Tausenden auf der ganzen Länge ihrer Tentakel. Bei Kontakt lösen sie eine Art Harpune aus, die das Gift injiziert.

Badende, die die langen Tentakel im Wasser nicht erkennen, bewahren sich eine schmerzhaft brennende Erinnerung an die Begegnung mit einer Qualle. 

Auch gestrandete Quallen verteidigen sich und sind noch giftig. Achtung: Wer sie berührt, wird gestochen!

Keine Lunge, kein Herz und kein Gehirn

Die Qualle ist ein sehr altes Meerestier. In Australien wurden 600 Millionen Jahre alte Fossilien entdeckt. Einige der Abdrücke entsprechen den Vorfahren der Quallen, den so genannten Ediacaria.

Quallen besitzen kein Herz, kein Gehirn und keine Lunge!

Die Qualle atmet daher durch ihre Körperwand. Sie besitzt jedoch einen Verdauungstrakt mit Magen und dem hängenden Magenstiel Manubrium, einer Röhre zwischen den Tentakeln, an deren Ende sich die Mundöffnung befindet.

Das Nervensystem besteht aus einem einfachen Zellennetz: Am Schirmrand sind die Gleichgewichtsorgane, so genannte Rhopalien, und lichtempfindliche Sinnesorgane zu finden. 

Freischwimmend oder stationär, die Fortpflanzung von Quallen

Quallen haben trotz ihres sehr primitiven Aussehens einen komplizierten Lebenszyklus.
Bei einigen Arten geben männliche und weibliche Quallen ihre Geschlechtszellen ins offene Wasser ab, die sich dann zufällig treffen.  Dann kommt es zur Befruchtung, ein Ei bildet sich und wird zur Qualle.

Aber bei vielen anderen Arten ist die Fortpflanzung komplexer und unterteilt sich in zwei Phasen: eine stationäre Phase und eine freischwimmende Phase.

Ob klein oder groß, Quallen bevölkern das Meer von der Oberfläche bis in die Tiefsee

Quallen kommen in ganz unterschiedlichen Größen und Formen vor: Manche sind für das bloße Auge fast unsichtbar, andere beeindrucken durch ihre Größe.

Die kleinste Art misst nur wenige Millimeter im Durchmesser. Die größte, die Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata) oder Feuerqualle, hat einen Schirm mit einem Durchmesser von mehr als 2 m und Tentakel mit einer Länge von mehr als 35 m. Sie kann ein Gewicht von mehreren 100 kg erreichen!

Quallen bevölkern alle warmen oder kalten Meere von der Oberfläche bis in die Tiefsee. Es gibt sogar Süßwasserquallen.

Beute oder Räuber: das Ballett der Quallen

Die Qualle ist ein gefräßiger und gefürchteter Jäger. Sie ernährt sich von den Tieren des Plankton und frisst gerne Eier und Fischlarven. Sie ist aber auch die Beute von Thunfischen, Mondfischen und Lederschildkröten, die sie mit Vorliebe verspeisen.

Eine kürzlich durchgeführte Studie hat gezeigt, dass sich neben Thunfischen oder Lederschildkröten eine größere Anzahl an Tierarten von Quallen ernährt. Möglicherweise fressen andere Arten vermehrt Quallen, weil ihre natürliche Beute verschwindet. Ihr Nährwert ist möglicherweise gering, aber sie sind in großer Zahl vorhanden. 

Immer mehr Quallen

Diese Zunahme an Quallen wird an verschiedenen Orten weltweit festgestellt, manche Wissenschaftler sprechen sogar von der "Gelierung" der Ozeane. 

Wie kommt es zu dieser Überbevölkerung? 

  • Durch die Überfischung bestimmter Fischarten, die in der Natur den Quallenbestand klein halten, wird ihre Vermehrung begünstigt.
  • Der Rückgang der Populationen kleiner Fische, die sich von der gleichen Beute wie Quallen ernähren, lässt diesen mehr Zooplankton, sodass sie sich vermehren.
  • Der Anstieg der Meerestemperatur begünstigt ihr Wachstum und verlängert ihre Fortpflanzungszeit. 
  • Die Düngerbelastung fördert die Vermehrung von Pflanzenplankton, das zusammen mit Zooplankton oder manchmal auch Eiern, Larven und kleinen Fischen auf ihrem Speiseplan steht.

Die Qualle erhielt zwei Nobelpreise

Natürlich nicht direkt! Aber zweimal brachten wissenschaftliche Arbeiten an Quallen den Autoren diese höchste Auszeichnung auf ihrem Gebiet. 

  • 1913 erhielt Charles Richet den Nobelpreis für Medizin und Physiologie für seine Beschreibung der anaphylaktischen Reaktion, einer extremen allergischen Reaktion bei einem bereits sensibilisierten Subjekt. Das Gift bestimmter Quallen verringert die Immunität der gestochenen Person mit jedem neuen Stich und verursacht eine heftigere Reaktion.
  • Im Jahr 2008 wurden der Japaner Osamu Shimomura, die Amerikaner Roger Tsien und Martin Chalfie für ihre Extraktion des grün fluoreszierenden Proteins der Aequorea victoria, einer leuchtenden Qualle, mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Das Protein Aequorin wird als biologischer Marker in der medizinischen Forschung eingesetzt.

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